KI im TIA-Portal von Siemens
Der Industrial Copilot for Engineering ist ein interessanter Assistent, der aber noch am Anfang seiner Entwicklung steht. Dieser kann ab der Version 19 des TIA-Portals zum Einsatz kommen. Die Aussage von Siemens (Zitat) „Mit nur wenigen Eingaben vom Einsteiger zum Experten dank unseres KI-basierten Industrial Copiloten“, sollten man dabei nicht allzu ernst nehmen. Denn bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass Einsteiger schon mangels Kenntnis der Fachbegriffe nicht in der Lage sind, die korrekten Fragen für den Copiloten zu formulieren. Und das ist die Grundvoraussetzung für einen sinnvollen Einsatz des Copiloten.
Bereits die KI-Assistenten für die höheren PC-Programmiersprachen haben gezeigt, dass ihr Einsatz vor allem bei erfahrenen Programmierern zu einer Produktivitätssteigerung führt.
Perspektivisch wird der Industrial Copilot for Engineering dem Programmierer einen Teil der Schreibarbeit abnehmen und häufig wiederkehrende Bedienhandlungen automatisieren. Zum Beispiel die Generierung von SCL-Code für bestimmte Problemstellungen. Auf der Hilfeseite zum Copiloten von Siemens wird dargestellt, wie dieser auf Zuruf SCL-Code erzeugt. Die vom Copiloten erzeugte Funktion kann anschließend in das bereits geöffnete TIA-Portal-Projekt eingefügt werden.
Wer schon einmal mit Copiloten anderer Programmiersprachen gearbeitet hat, weiß, dass der von KI-Assistenten erzeugte Code immer kontrolliert werden muss. Häufig sind dort Fehler enthalten. Diese zu finden ist für einen erfahrenen Programmierer kein Problem, der Einsteiger wird daran scheitern. Auch der Programmierstil der Assistenten ist nicht immer optimal.
Beim Durchsuchen der Dokumentation des TIA-Portals ist der Copilot eine große Hilfe. Schon alleine die Tatsache, dass man in einer natürlichen Sprache eine Frage formulieren kann, lässt den Nutzen des Assistenten erahnen.
Aber auch hier gilt: Die Kenntnis der TIA-Portal- und STEP7- spezifischen Fachbegriffe ist dabei unerlässlich, um qualitativ hochwertige bzw. brauchbare Antworten zu erhalten.
Link zum Industrial Copilot for Engineering:
https://support.industry.siemens.com/cs/document/109955813/siemens-industrial-copilot-for-engineering?dti=0&lc=de-DE
KI für die Automatisierung: Industrial AI
Neben dem Copiloten als Assistenten für die Programmierung im TIA-Portal, bietet Siemens auch ein Framework zur Realisierung von Industrial AI an. Dieses soll bei der Anlagenautomatisierung zum Einsatz kommen. Mit diesem Framework erhält der Maschinenbauer KI-Werkzeuge, die es ihm ermöglichen, die KI für die individuelle Automatisierung seiner Anlage einzusetzen. Die auf der folgenden Seite beschriebenen Anwendungsfälle geben einen Eindruck von den Möglichkeiten und Effizienzsteigerungen:
https://www.siemens.com/de/de/produkte/automatisierung/themenfelder/artificial-intelligence-in-industry/industrial-ai-enabled-operations.html
Die Komplexität des Themas darf aber auch nicht unterschätzt werden. Siemens bietet mit dem Framework eine wertvolle Hilfestellung, der Maschinenbauer wird aber auch eigenes Know-how aufbauen müssen, um die Probleme beim Einsatz von KI-Systemen zu lösen.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass in Zukunft auch Personal mit sehr spezifischen Kenntnissen über KI-Lösungen in der Automatisierungstechnik benötigt wird.
Fazit
Die Entwicklung des Industrial Copilot for Engineering ist noch sehr rudimentär. Auch die Konfiguration des Copiloten ist nicht trivial. Hier muss Siemens noch einiges vereinfachen. Dennoch ist bereits jetzt erkennbar, dass der Einsatz eines KI-Assistenten innerhalb des TIA-Portals einen hohen Nutzen bringt.
Mindestens genauso spannend ist das Industrial AI Framework von Siemens. Die Möglichkeiten des individuellen KI-Modelltrainings zur Lösung von Automatisierungsaufgaben sind enorm. Mit diesem Thema wird sich der Automatisierer in Zukunft auseinandersetzen müssen.
Bildernachweis: Beitragsbild: © Siemens, Ursprung: https://support.industry.siemens.com/cs/document/109955813/siemens-industrial-copilot-for-engineering?dti=0&lc=de-DE